Nun ist er da, der Juli, Sommerloch und sommer-hoch; rollt, umarmt, drückt mit aller Wettermacht. Lange vorbei ist der Lenz, vorbei die Monate der Jugend. Mai, Juni bedeuten so viel, gerade auch in Kronstadt. Nicht nur den iunie gibt es hier, nein, auch die Junii. Immerjunge Junge, immerjunge Ältere. Jünglinge, ungefähr der Wortbedeutung nach. Sie feiern ihre Feste in den schönsten Kostümen: Gardeuniform-elegant, Märchenpelz-verwunschen, goldbunt wie Sommerfelder. Aus der Oberen Vorstadt vor allem kommen sie, aus dem verwinkeltsten, bergnächsten, auch historisch rumänischsten Viertel dieser mindestens rumänisch-ungarisch-deutschen Stadt.
Nicht nur im Mai und Juni geht es bei ihnen rund, auch zu Ostern oder zu Mariä Himmelfahrt. Aber im Mai und Juni ganz besonders.
Rund um Heiligentage drehen sich die Feste der Junii, rund um Kreuze, rund um rund-um-rund-um-rund-um drehende Musik.
Um Stadtmarketing vielleicht manchmal auch. Und warum nicht, letztlich könnten Stadt und suchende Touristen sogar mehr davon brauchen.-
Vor allem aber tanzen unter den rumänischen Wimpeln Stolz und Lebensfreude mit.
(Und eingewebt in die Folkloresäume auch unterschiedliche historische Fäden.)
Lebensfreude? Aber ja, nicht nur oben in der Vorstadt. Ja, im Mai mit seinem hellen Grün und hellen Duft. Ja, im Juni mit seinen langen Tagen, seiner Sommersonnenwende und seinen alten Namen. Rosenmond. Brachmond (nicht wegen zuviel Feierns, nein, wegen der im Dreifelderwirtschaftsrhythmus einst brachliegenden Felder). Und... Johannismond.
Schon lange natürlich, lange vor dem deutschsprachigen Staatspräsidenten Johannis wurde auch in Rumänien, in Siebenbürgen der Johannistag gefeiert. Mit Feuer am Berg, wie andernorts? Mit Leidenschaft jedenfalls.
Einen deftig geerdeten Eindruck davon, bald 140 Jahre alt, bietet eines der Deutschen Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen: »Der Johannistag der Wölfe«
Detail der Ausstellung CELEST, Casa Muresenilor, Kronstadt 6/2017 |
Am Johannistag oder am Peter-und-Pauls-Tag Ende Juni wurde oft im historischen Siebenbürgen das Kronenfest begangen. So hatte einmal im Jahr nicht allein Kronstadt, so hatte jedes feiernde Dorf seine Krone: Hanfhechel-, nein, Baumstamm-hoch, Globus-rund, manchmal zentnerschwer, aus Grün und Blumen.
"Bunter Abend" der deutschen Minderheit im Hof der Weberbastei, Kronstadt, 6/2017 |
Heute gibt es Kronenfeste nur noch selten; andere auch siebenbürgisch sächsische Feste aber wohl.
Und nach dem Frühsommerkulturreigen brauchen alte und junge Junii, brauchen Junite (ihre Frauen), brauchen Altmägde und Jungaltknechte, Burschen und Tanten und alles andere Volk erstmal eine Pause.
Siebenbürgen war -ist- vor allem ländlich geprägt. Und Bauern haben im Sommer für Feste keine Zeit.
Doch in den Städten heute sollte Frei-Zeit, Unkenrufen zum Trotz, recht gut zu pflücken sein... Im Sommer zumal. Lang ist der. Die großen Ferien in Rumänien dehnen sich. Ganze drei Monate ruhen die Schulen, und mit ihnen das öffentliche Leben.
Und trotzdem, hört man, übt schon der nächste Mond das runde Strahlen, zuckt´s schon dem nächsten Monat in den Füßen. Die Festsaison, gerade auch der Sachsen, pausiert nur kurze Wochen. Dann geht es richtig los!